Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Reichenbach seit 1892

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Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Reichenbach zum 75jährigen Bestehen 1967

Aus der Geschichte der >>Freiwilligen Feuerwehr Reichenbach<<

Wenn die „Freiwillige Feuerwehr Reichenbach“ in diesem Jahr 75 Jahre besteht, dann ist dies ein echter Anlaß, dieses Jubiläumsjahr festlich zu begehen. Zugleich gibt ein solches Jubiläum aber auch Anlaß, Rückschau zu halten über den Werdegang dieser Wehr. Verschiedene Niederschriften und insbesondere das seit dem Jahr 1903 lückenlos geführte Protokollbuch geben Auskunft über Tätigkeit und den jeweiligen Stand der Wehr. Hieraus ist zu ersehen, wie der Aufbau in mühevoller Arbeit und mit großem Idealismus und Opfergeist vonstatten ging.

Getragen von dem festen Willen, ihren Mitmenschen, die in Not und Gefahr gerieten, sei es durch das ungezügelte Element „Feuer“, sei es durch Naturkatastrophen und sonstige Gefahren, zu helfen, fanden sich nun schon 75 Jahre lang Reichenbacher Ortsbürger innerhalb der „Freiwilligen Feuerwehr“ bereit, durch gemeinsame Schulung und Ausbildung an Löschgeräten usw. stets eine hilfsbereite Truppe zu sein.

Aufgrund einer „Feuerlöschverordnung“ vom 29. April 1890 und deren Ausführungsbestimmungen wurde am 3. April 1892 die „Freiwillige Feuerwehr Reichenbach“ gegründet. Nach der vorhandenen Stammrolle betrug die Zahl der damaligen aktiven Mitglieder 40 Mann. Inaktive Mitglieder gab es erst später. Als erster Kommandant dieser neugegründeten Wehr fungierte der Landwirt Peter Deichert, und zweiter Kommandant war der Landwirt Georg Schneider. Soweit noch festzustellen ist, wurden mit der Gründung der Wehr von der Gemeinde Reichenbach 2 fahrbahre Handdruckspritzen mit Zubehör sowie 2 Steigergeräte angeschafft. Die Steigergeräte bestanden aus einer freistehenden Leiter mit Stützen und einer Anstelleiter. Die Ersteinteilung der neugegründeten Wehr war folgende:

2 Steigerführer mit je 6 Mann
1. Spritze mit einem Spritzenführer und 8 Mann
2. Spritze mit einem Spritzenführer und 6 Mann
Eine Ordnungsmannschaft mit einem Führer und 5 Mann sowie 2 Hornisten.

Der Reißhaken war zu dieser und auch späterer Zeit noch ein wichtiges Gerät der Wehrmänner. Einem Brandobjekt anhängende Nebengebäude wurden damit vom Brandobjekt getrennt, was immer eine gefährliche Aktion der Wehrmänner war. Man konnte das Übergreifen des Feuers auf weitere Gebäude in den meisten Fällen damit verhindern. Das Löschwasser mußte in Eimerketten aus der Lauter oder den Nebenbächen geschöpft und den Druckspritzen zugeführt werden. So war für den Anfang schon eine verhältnismäßig gute Abwehr gegen Brände in Reichenbach geschaffen, zumindest konnten Entstehungsbrände gelöscht sowie das Übergreifen von Bränden auf Nachbargebäude in den meisten Fällen verhindert werden.

Nach 5-jähriger Tätigkeit als 1. Kommandant legte im Jahre 1897 Peter Deichert sein Amt nieder, und an seine Stelle trat Georg Beutel. Wenn auch die Anschaffung von weiteren Löschgeräten sehr schlecht voran ging, so kann doch aus den Niederschriften ersehen werden, daß von da an die Wehr einen besseren Ausbildungsstand erreichte. Im Herbst 1898 stellte Georg Schneider ebenfalls sein Amt als 2. Kommandant zur Verfügung, an seine Stelle trat Philipp Mink 13., der spätere Bürgermeister in Reichenbach. Am 18 Juni 1899 wurde der Beschluß gefaßt, auch Inaktive Mitglieder anzuwerben und in die Wehr aufzunehmen. Dies trug viel zu Förderung der Wehr bei. Das Allgemeininteresse am Feuerlöschwesen wurde damit in Reichenbach gehoben. Doch auch innerhalb der Wehr gab es oftmals Schwierigkeiten und persönliche Meinungsverschiedenheiten, und so wurde schon im März 1902 eine Neuwahl des gesamten Vorstandes durchgeführt. Philipp Mink 13. übernahm die Führung der Wehr, sein Stellvertreter wurde Daniel Roth, 1. Spritzenführer Joh. Philipp Bernhardt, 2. Spritzenführer Peter Heil und Zeugwart Jakob Lampert. Mit diesem Vorstand begann der erste beständige Abschnitt und eine erfolgreiche Entwicklung im Feuerlöschwesen in Reichenbach. Es wurden von da an Protokolle niedergeschrieben, und auch über die Zeit vom Gründungsjahr 1892 an wurde ein Protokoll erstellt, das als erstes im Protokollbuch der Feuerwehr erscheint und das wir hier wörtlich wiedergeben:

Reichenbach, den 11. März 1903

Vorstandssitzung. – Tagesordnung: Nachtrag über die Bildung und Bestehen der „Freiwilligen Feuerwehr“ seit der Gründung im Jahre 1892-1903.

Als erster Kommandant wurde gewählt Peter Deichert, welcher 5 Jahre fungierte, als 2. Kommandant Georg Schneider 3., Landwirt, welcher ebenfalls die vorgeschriebenen 5 Jahre wirkte. Die Zahl der aktiven Mitglieder betrug 40 Mann, welche sich auf die verschiedenen Geräte und Sektionen wie folgt verteilten: 2 Steigerführer und 12 Mann; Mannschaft der 1. Spritze, 1 Führer und 8 Mann; Mannschaft der 2. Spritze, 1 Führer und 6 Mann; Eine Ordnungsmannschaft, 1 Führer und 5 Mann und 2 Hornisten. In den Jahren 1892-97 sind 2 Brände zu verzeichnen, bei denen die freiwillige Feuerwehr ihre Schuldigkeit bestens tat.

Nach Ablauf dieser 5 Jahre war die Diensteifrigkeit und Liebe zur Freiwilligen Feuerwehr so mangelhaft, daß unbedingt eine Neuformation vorgenommen werden mußte. Der 1. Kommandant nahm bei dieser Gelegenheit seinen Abschied und wurde an dessen Stelle Georg Beutel 3. gewählt. Der 2. Kommandant behielt seinen Dienst (bis zum Herbst 1898, woselbst er sich inaktiv meldete). An dessen Stelle wurde dann Philipp Mink 13. gewählt. Vom Jahre 1897 an war dann die Lust und Liebe zum Feuerwehrdienst mehr bemerkbar. Im Jahre 1899, am 18. Juni, wurde beschlossen, auch inaktive Mitglieder im Verein aufzunehmen, und zwar zur Unterstützung und Förderung des Feuerlöschwesens. Eintrittsgelder wurden keine festgelegt, doch steht es jedem Mitglied frei, was es geben will. Der Monatsbeitrag beträgt für genannte Mitglieder 15 Pfennige. Auch sind sie von jeder Übung befreit und müssen das 25. Lebensjahr vollendet haben. Bei dem Jahresabschluß vom Jahre 1901-1902 betrug die Zahl der aktiven Mitglieder 30 Mann. 8 von diesen, welche die vorgeschriebene Zeit dem Verein angehörten, meldeten sich ab, doch haben sich 4 davon entschlossen, inaktiv dem Verein anzugehören. Die übrigen anwesenden Mitglieder, 15 an der Zahl, wählten die beiden Kommandanten Georg Beutel und Philipp Mink wieder. Als Schriftführer wurde neugewählt Daniel Roth und Rechner Karl Krichbaum. Die seitherigen Vorstandsmitglieder Philipp Bernhardt, Hans Heist, Jakob Lampert wurden wiedergewählt. Nach Verlauf einiger Wochen dankten die beiden Kommandanten ab aus unbekannten Gründen. Bei der Neuwahl, die dann im Monat März 1902 stattfand, wurde Philipp Mink 13. als erster und Daniel Roth als zweiter Kommandant gewählt. Die Zahl der Mitglieder hatte sich bis zum Ende des Jahres 1902 auf 35 aktive Mitglieder gestellt. Im genannten Jahre fanden 6 Übungen statt. Anfangs Herbst folgte dann die Gesamtübung, welche durch den Kreisfeuerwehrinspektor besichtigt wurde und worüber sich derselbe auch lobend aussprach. An Bränden ist einer zu verzeichnen, und zwar am 15 Juli 1902, wobei die Freiwillige Feuerwehr im höchsten Maße ihre Pflicht und Schuldigkeit tat und auch von seiten der Einwohnerschaft diese Anerkennung ausgesprochen wurde.

Für die Richtigkeit zeichnet der Vorstand:

gez. Philipp Mink
gez. Daniel Roth
gez. Hans Heiß
gez. Peter Heil
gez. Karl Krichbaum
gez. Jakob Lampert

Dies war das erste Protokoll im 1. Protokollbuch der „Freiwilligen Feuerwehr Reichenbach“. Das Buch umfaßt 317 Seiten, und das letzte Protokoll in diesem Buch wurde am 22. Oktober 1963 niedergeschrieben. Es reicht also bis in unsere Zeit hinein. Auch eine buchmäßige Kassenführung wurde von dieser Zeit an laufend geführt.

Unter dieser zielbewußten Führung entwickelte sich die Wehr von Jahr zu Jahr. Schon im Jahr 1905 wurde durch die Gemeinde die mechanische Leiter gekauft, die heute noch ein brauchbares Gerät ist. Im Jahre 1907 wurde das Hydrantengerät angeschafft, das von da an der Wehr einen sehr schnellen Einsatz im Brandfall ermöglichte. In demselben Jahr beging man das 15-jährige Stiftungsfest der Reichenbacher Wehr, und so wurde dieses Jahr 1907 ein Markstein in der Feuerwehrgeschichte. Die beiden Kommandanten Mink und Roth hatten die Wehr in den folgenden Jahren fest in den Händen, und eine gute Entwicklung konnte verzeichnet werden. Erst im Jahr 1913 stellte Philipp Mink sein Amt zur Verfügung, da er dies als neugewählter Bürgermeister nicht mehr ausführen konnte. Daniel Roth übernahm von da an die Führung der Wehr, und Ludwig Krichbaum wurde 2. Kommandant. Am 4., 5. und 6. Juli 1914 fand ein Kreisfeuerwehrtag in Reichenbach statt, verbunden mit einer Standartenweihe der Reichenbacher Wehr. Der Ausbruch des 1. Weltkrieges brachte, wie in allen anderen Organisationen, der „Freiwilligen Feuerwehr“ einen Stillstand. Die meisten Feuerwehrmänner wurden zum Kriegsdienst eingezogen, und 4 aktive und 4 inaktive Mitglieder hatte die Wehr am Ende dieses Krieges zu beklagen. Georg Beutel führte während des Krieges zeitweilig die Wehr, weitere Aufzeichnungen über diese Kriegszeit sind nicht vorhanden.

In Erkenntnis der Dringlichkeit der Sache nahm im Jahr 1919 der 1. Kommandant Daniel Roth die Führung der Wehr wieder in die Hand. An Stelle des schwerbeschädigten früheren 2. Kommandanten Ludwig Krichbaum wurde der damalige Zeugwart Peter Weyhrauch 6. gewählt. Durch eifriges Arbeiten und gute Werbung und Belehrungen in Monatsversammlungen wurden die im Krieg entstandenen Lücken bald wieder geschlossen. Im Februar 1921 stellte Daniel Roth nach langjähriger Tätigkeit in der Wehr sein Amt zur Verfügung, und 1. Kommandant wurde von da an Peter Weyhrauch 6., der dieses Amt bis zum Jahr 1937 bekleidete. Zum 2. Kommandanten wurde Ludwig Bernhardt gewählt. Nach Überwindung der damaligen Inflationsschwierigkeiten erwies es sich, daß die Wehr mit Peter Weyhrauch als Kommandanten einen überaus eifrigen Förderer erhalten hatte. Der aktive und auch inaktive Stand erhöhte sich laufend. Zur besseren Ausbildung wurden die Kreis- und Provinzialfeuerwehrtagungen regelmäßig besucht. Uniformen und Ausrüstungsstücke wurden erneuert. Zur Erinnerung an die Gefallenen Mitglieder der Wehr im 1. Weltkrieg wurde am 23. November 1924 im Vereinslokal Hofmann eine Gefallenen-Ehrentafel in feierlicher Weise enthüllt. Im Juni 1926 wurde eine Sterbekasse gegründet, die zur Unterstützung von Angehörigen verstorbener Feuerwehrkameraden dient und bis heute noch erhalten ist. Durch den Umbau des Gerätehauses im Jahr 1930 erhielten die Geräte eine bessere und zweckmäßigere Unterbringung. Ein Schlauch-Trockenturm wurde eingebaut, um das wertvolle Schlauchmaterial schnell und gut trocknen zu können. Des weiteren wurde aus Feuerwehrmitteln ein Schlauch-Transportwagen angeschafft, um auch hiermit das nasse Schlauchmaterial vom Brandplatz oder vom Übungsplatz schonend zur Gerätehalle zu bringen. Zugleich diente der Wagen zum Transport von Leitern.

Um die Schlagkraft der Wehr weiter zu erhöhen, wurde im Jahr 1931 die Anschaffung einer Motorspritze ins Auge gefaßt. Am 8. Mai 1932 schon wurde anläßlich einer 40-jährigen Gründungsfeier die von der Firma Maschinenbau Balke K.G. gekaufte Motorspritze eingeweiht. Mit dieser sehr leistungsfähigen Saug- und Druckspritze war die Reichenbacher Wehr als dritte des Kreises Bensheim eine der neuzeitlich ausgerüsteten Feuerwehren. Bei dem Fabrikbrand der Firma Heinrich Tempel im Jahr 1933 mußte die Motorspritze im wahrsten Sinn des Wortes ihre Feuerprobe bestehen. 7 Stunden war sie ununterbrochen in Tätigkeit, mit bestem Erfolg.

Mit diesem technischen Fortschritt in der Wehr wurde auch die Freude und Liebe zur Feuerwehrsache noch mehr gehoben. Im Dritten Reich erhielten die Feuerwehren einheitlich neue Satzungen, die ganz auf das Führerprinzip abgestimmt waren. Grundsätzlich änderte sich jedoch nichts in der Wehr, den Idealismus zur Feuerwehrsache konnte man auch da nicht befehlen, der mußte von jedem einzelnen mitgebracht werden und wurde auch in der Reichenbacher Wehr an erste Stelle gestellt. Seinen Mitmenschen zu helfen, ist eine Sache, die aus Nächstenliebe geboren ist, und nur so kann die Feuerwehrsache Erfolg haben und von Bestand sein. Jedenfalls blieb die Wehr mit Peter Weyhrauch in guten Händen und wurde treu dem Wahlspruch „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“ weitergeführt.

In den weiteren Jahren wurden Ausrüstungsgegenstände erneuert und ergänzt, die damals eröffnete Feuerwehrfachschule wurde von vielen Feuerwehrmännern besucht. Man war bestrebt, die Wehr vor allem mit allen technischen Erneuerungen vertraut zu machen und auszubilden. Rauchmasken wurden angeschafft, in der Lauter und den Nebenbächen wurden Saugschächte betoniert.

Das Jahr 1937 brachte dann in der Führung der Wehr eine Änderung. Der 1. Kommandant Peter Weyhrauch legte am 10. Mai 1937 nach 16-jähriger Vereinsführung sein Amt nieder, und an seine Stelle wurde der seitherige 2. Kommandant Jakob Mink 4. gewählt, der für diese Stelle schon rein beruflich wie auch durch seine langjährige aktive Dienstzeit das Zeug zur Führung der Wehr mitbrachte.

Die Weiterentwicklung der Wehr wurde damals wesentlich durch das Feuerlöschgesetz vom 23. November 1938 bestimmt. Aufgrund dieses Gesetzes wurde eine reichseinheitliche Führung und Ausbildung des gesamten Feuerlöschwesens geschaffen. Die Feuerwehren wurden nun der Polizei als technische Hilfspolizeitruppe angegliedert. Durch den Ausbruch des 2. Weltkrieges im Jahre 1939 mit seinen modernen Waffen und Kampfmitteln fand der Feuerwehrdienst seine höchste Bedeutung. Luftschutz, Polizei und Feuerwehren arbeiteten eng zusammen. Es waren dann vorwiegend ältere und zum Teil Notdienstverpflichtete, die die Feuerwehrsache aufrecht erhielten, denn bis zum Jahre 1943, so steht es in einer Niederschrift, waren nicht weniger als 58 Feuerwehr-Mitglieder zum Kriegsdienst eingezogen, darunter alle 48 Aktiven. Durch behördliche Anordnungen waren auch weibliche Einsatzreserven auszubilden in Stärke von ca. 40 Personen. Es war für den Kommandanten Mink eine verantwortungsvolle Aufgabe, unter den damaligen Kriegsverhältnissen die Wehr einsatzfähig und schlagkräftig zu halten.

Die erste Generalversammlung nach dem Kriege wurde dann am 30. März 1946 abgehalten. 25 aktive Mitglieder wurden bis dahin als gefallen oder vermißt gemeldet, viele waren kriegsbeschädigt und konnten den Dienst in der Wehr nicht mehr versehen. Es galt, wieder zu werben, neu aufzubauen und veraltete Geräte durch neue zu ersetzen.

Im Jahr 1948 wurde Peter Weyhrauch jun. zum 2. Kommandanten gewählt. Mit Ablauf des Rechnungsjahres legte auch der langjährige Schriftführer Peter Schönig sein Amt nieder, nachdem er 27 Jahre lang dieses Amt versah. Man trug sich damals mit dem Gedanken, eine zweite Motorspritze zu erwerben und diese, wenn möglich, motorisiert zu transportieren. Eine Haussammlung wurde durchgeführt, doch es sollte der Wehr diesmal etwas leichter gemacht werden. Die Firma Ganz und Merker aus Worms, die damals in Reichenbach einen Ausweichbetrieb eröffnet hatte, vermachte der Reichenbacher Wehr eine noch gut erhaltene Motorspritze als Geschenk. Nach Überholung des Pumpwerkes und sonstigen kleinen Reparaturen war diese Saug- und Druckspritze mit einer enormen Leistung voll einsatzbereit. Einige Zeit spätere erwarb man einen gebrauchten allradgetriebenen Dodge aus amerikanischen Abstellfahrzeugen, der als Mannschaftstransportwagen und zum Transport der zweiten Motorspritze mit allem Zubehör ausgebaut wurde. Die Wehr war damit zum erstenmal motorisiert, und das Interesse an der Feuerwehrsache wurde damit ganz besonders bei der jüngeren Generation geweckt. Die aktiven Wehrmänner mußten sich gegenüber früheren Zeiten immer mehr mit den technischen Erneuerungen vertraut machen, und die Übungen und Ausbildung mußten entsprechend abgestimmt werden.

Trotz der damaligen noch schlechten Nachkriegsverhältnisse entschloß man sich, im Jahre 1952 das 60-jährige Bestehen der Wehr festlich zu begehen. Der Turnplatz und die Turnhalle des TSV Reichenbach wurden zur Feststätte hergerichtet, und die Reichenbacher Einwohner nahmen regen Anteil an diesem Jubiläumsfest. Viele Ehrungen gab es zu diesem Anlaß an Wehrmänner, die 25 und noch mehr Jahre der Reichenbacher Wehr die Treue gehalten hatten. Sogar zwei Mitgründer konnten zu diesem Anlaß geehrt werden. Es waren dies Ludwig Dude und Heinrich Mink.

Im Jahr 1958 legte Jakob Mink 4. sein Amt als 1. Kommandant nieder nach 21-jähriger Tätigkeit als Wehrführer. An seine Stelle wurde der noch heute als Erster Kommandant fungierende Philipp Kaffenberger gewählt. Ihm ist es dann im Jahr 1963 gelungen, mit Zuschüssen vom Landkreis Bergstraße, der Brandversicherungskammer und einer von der Wehr durchgeführten Sammlung von der Gemeinde Reichenbach ein neues Löschfahrzeug zu bekommen, das ja jedem Reichenbacher bekannt ist. Es hat eine stationär eingebaute Vorbaupumpe und eine abnehmbare VW-Tragspritze. Damit war die Wehr in ihrer Schlagkraft an einem Höchststand angekommen. Die Bewährungsprobe dieses neuen Löschfahrzeuges LF 8 sollte auch bald kommen, als im November 1964 die Scheune des Landwirts Georg Schneider in Brand geriet. Obwohl die prall gefüllte Scheune in rasender Geschwindigkeit in Flammen aufging, gelang es der Wehr mit diesem neuen Löschfahrzeug, ein Übergreifen auf beiderseits dicht anhängende Gebäude zu verhindern.

Im Jahre 1963/64 legte Peter Weyhrauch 6. sein Amt als 2. Kommandant nieder. An seine Stelle trat der noch heute fungierende Georg Reimund.

Mit dem in den letzten Jahren immer größeren Kfz.-Verkehr auf unseren Ortsstraßen und ganz besonders auf der B 47 mußte auch von der Feuerwehr dieses Problem in einem Brandfall gelöst sein. Eine Schlauchbrücke wurde in Selbsthilfe gebaut, mit der die Nibelungenstraße in ihrer Breite überbrückt werden kann und die so hoch ist, daß Lastkraftwagen unter ihr durchfahren können.

Insgesamt gesehen, kann festgestellt werden, daß die Freiwillige Feuerwehr Reichenbach weit über die Gemarkungsgrenze hinaus bekannt war als eine einsatzfreudige und schlagkräftige Wehr und daß sie mit allen technischen Erneuerungen Schritt gehalten hat bis in unsere Zeit. Daß solche Leistungen, die in allen Zeiten von den Wehrmännern in uneigennütziger Weise vollbracht wurden, zustande kamen, ist wohl in erster Linie auf den guten Feuerwehrgeist zurückzuführen unter dem Motto: „Einer für alle – alle für einen“.

Heinrich Weyhrauch

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Ergänzung der Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Reichenbach zum 100jährigen Bestehen 1992

Aus der Geschichte der >>Freiwilligen Feuerwehr Reichenbach<< 1967 bis 1992

Die Vorbereitungen des 75-jährigen Jubiläums nahmen 1967 einen großen Teil der Zeit der Vereinsarbeit in der Feuerwehr ein. Da auch gleichzeitig der Kreisfeuerwehrtag in Reichenbach stattfinden sollte, wurde frühzeitig ein Festausschuß gebildet. Auch bei der Generalversammlung, am 14.01.67, die vom 1. Kommandanten Philipp Kaffenberger geleitet wurde, nahm die Diskussion zu dieser Veranstaltung breiten Raum ein. Vorbereitet werden mußte auch ein Freundschaftsspielen der Spielmannszüge. Der Stabführer Dieter Horn, der 1965 die Führung von Heinrich Rößler übernommen hatte, war hierfür verantwortlich.

Ende der 60er Jahre war der Feuerwehrball im Frühjahr ein Hauptbestandteil des örtlichen Geschehens in Reichenbach.

Die Gründung der Jugendfeuerwehr, am 03.06.67 ist in den vorhandenen Schriftstücken kaum erwähnt worden. Als 1. Jugendwart wurde Karl Müller eingesetzt, der diese Funktion bis 1972 ausübte. Zu Anfang hatte die Jugendfeuerwehr 13 Mitglieder, von denen heute nur noch Richard Meckel und Karl Mink aktiv bei der Feuerwehr dabei sind.

Das Jubiläum wurde vom 1. bis 3. Juli festlich auf dem TSV-Sportplatz gefeiert. Weckruf, Totenehrung, Festgottesdienst, Festumzug mit über 3.000 Feuerwehrleuten, Freundschaftsspielen, Frühschoppen, Kinderbelustigung, Tanz und ein „Feuerwerk guter Laune“ bildeten den Rahmen für das großartige Fest. Viele Ehrengäste, darunter Bürgermeister Karl Germann, Landrat Dr. Lommel, Bundestagsabgeordneten Schwabe, Landtagsabgeordneter Schmitt und Kreisbrandinspektor Neudecker, konnten begrüßt werden. Noch während der Festveranstaltungen wurde die Wehr zu einem Entstehungsbrand in dem ehemaligen Gebäude der Fa. DESTAG gerufen.

Aus dem Erlös des Festes wurde unter anderem der „Dodge“ überarbeitet und mit einer Tragkraftspritze ausgestattet.

Am 15.12.67 bekam die Freiwillige Feuerwehr Reichenbach ihre neue Satzung genehmigt.

Bei der Generalversammlung am 13.01.68 wurde festgestellt, daß das Fest dem Feuerwehrwesen neu Schwung vermittelt hat. In diesem Jahr nahm die Jugendfeuerwehr auch erstmals an dem Kreisjugendfeuerwehrzeltlager auf der Tromm teil.

Anläßlich der Neuwahlen 1969 gab Philipp Kaffenberger sein Amt als 1. Kommandant an seinen bisherigen Stellvertreter Georg Reimund ab. Zum neuen stellvertretenden Kommandanten wurde Karl Hahn gewählt. Die Generalversammlung fand zum erstenmal im Gasthaus „Zur Traube“ statt, nachdem diese bisher im Vereinslokal „Zur Sonne“ stattfanden. Am 10. Mai desselben Jahres feierte der Spielmannszug sein 20-jähriges Bestehen seit der Neugründung nach dem 2. Weltkrieg. Ein Sternmarsch der Spielmanns- und Fanfarenzüge bildete den Auftakt zu der Feier in der TSV-Turnhalle. Die Stabführer vor Dieter Horn waren Wilhelm Bernhardt und Heinrich Rössler. Am 11.09.69 war wieder einmal die Schlagkraft der Reichenbacher Wehr gefragt. Die Stallungen und Scheune des Landwirts Georg Hechler wurden in Folge eines Kurzschlusses ein Raub der Flammen. Der Ausflug der Feuerwehr ging in diesem Jahr nach Markelfingen. Im November zog die Wehr vom Gerätehaus in der ehemaligen Jugendherberge in ihr „neues“ Domizil im heutigen Bauhof der Gemeinde Lautertal. Ein Schlachtrockenschrank und Schlauchrollapparat wurden beschafft.

1970 wurden Kommandant Georg Reimund und sein Stellvertreter Karl Hahn bei der Generalversammlung wieder gewählt. Die Feuerwehr hatte zu diesem Zeitpunkt 302 Mitglieder. Philipp Kaffenberger wurde mit dem goldenen Brandschutzehrenzeichen geehrt. Seit dieser Versammlung berichtete das aktive Mitglied Walter Koepff ausführlich über die Arbeit der Feuerwehr in der Presse, wodurch heute viele Informationen über die folgenden Jahre vorhanden sind. 1970 war das Jahr der Großbrände in Lautern und Reichenbach. Drei Bauernhöfe in Lautern und das Hofgut wurden größtenteils durch Brandstiftung eingeäschert.

Eine Katastrophenübung mit vielen Wehren des Kreises und dem DRK auf dem Gelände der DAP in Lautern (heute Ciba Geigy) waren der Höhepunkt in 1971. Es war das letzte Jahr ohne einen Einsatz.

Eine Anhängerleiter mit 18 m Ausfahrlänge wurde 1972 beschafft. Philipp Seeger, der heutige stellvertretende Wehrführer, übernahm die Leitung der Jugendwehr. Am 14.08. schlug wieder ein Feuerteufel zu. Diesmal traf es in Elmshausen den Bauernhof Jost. Durch die Gebietsreform und die Gründung der Großgemeinde Lautertal bekamen auch die Feuerwehren eine neue Struktur. So wurde im Oktober erstmals ein Ortsbrandmeister für Lautertal gewählt. Es wurde dies Wilhelm Roß, dem als Stellvertreter Dieter Horn zur Seite gestellt wurde. Horn übt dieses Amt noch heute aus. Da die Reichenbacher Wehr weiterhin als selbständiger Verein gelten möchte, wurde die Satzung überarbeitet und eine Eintragung im Vereinsregister vorgenommen. Eine Abschlußübung aller Lautertaler Wehren wurde erstmalig in Raidelbach durchgeführt.

1973 begann mit einem Brand bei der Fa. Ciba Geigy, der jedoch dank einem schnellen Einsatz keinen allzu großen Schaden anrichtete. Die neue AL 18 wurde hierbei zum ersten Mal eingesetzt. Ein vollständiger Wechsel in der Vereins- und Wehrführung erfolgte bei der Jahreshauptversammlung. Dieter Horn, der seit dieser Zeit die Wehr führt, löste Georg Reimund ab. Für Karl Hahn, der nicht mehr kandidierte, wurde Herbert Weyhrauch zum stellvertretenden Wehrführer gewählt. Die Begriffe Ortsbrandmeister und Kommandant werden seit 1972 nicht mehr für Ortsteilwehren verwendet. Peter Weyhrauch wurde mit dem goldenen Brandschutzehrenzeichen für seine Verdienste geehrt. Nach 1966 war bisher 1973 das Jahr, in dem mehr Hilfeleistungen als Brände zu verzeichnen waren. Zusätzlich beteiligte sich die Wehr an der Aktion „Saubere Landschaft“. Wehrführer Horn weist öffentlich auf Mängel in der Ausrüstung und Unterbringung der Wehr hin. Der Spielmannszug, der unter der Leitung Horns zum Fanfarenzug umgestaltet wurde, nimmt an vielen Veranstaltungen teil und ist somit ein Aushängeschild der neuen Gemeinde Lautertal. Die Jugendfeuerwehr veranstaltete erstmals eine Weihnachtsfeier im Gerätehaus.

Wiederum geht die Wehr wegen Mängeln an der Ausstattung und Unterkunft an die Öffentlichkeit. Der Dodge ist bereits 32 Jahre alt und oft nicht einsatzfähig. Auch wird erstmals ein Tanklöschfahrzeug für Lautertal gefordert. Ein neues Gerätehaus ist unbedingt erforderlich. Abgebrannt, wegen eines technischen Defekts, ist der Stall und die Scheune des Bauern Mink. Der Fanfarenzug feiert im Juli seine 25-jähriges Bestehen in der Halle der Fa. Röder. Mit dem Ertrag aus dem Fest soll eine Umstellung auf Ventilinstrumente und somit eine Umwandlung des Fanfarenzuges in einen Musikzug ermöglicht werden. Der Fanfarenzug hatte 1974 15 Auftritte.

Wiederum ist die mangelhafte Ausrüstung ein Hauptproblem der Reichenbacher Brandschützer. Ein Ersatz für den ausgemusterten Dodge ist noch nicht vorhanden. 1975 nimmt der Fanfarenzug an diversen Veranstaltungen teil und erhält auch Auszeichnungen für seine guten Leistungen. Eine Werbeaktion bringt einen guten Mitgliederzuwachs für die Feuerwehr. Ein Antrag auf Beschaffung eines TLF wird von der Gemeinde abgelehnt. Die Jugendfeuerwehr nahm auch in diesem Jahr wieder an dem alljährlich stattfindenden Zeltlager in Schönberg teil. Ein Teil der Jugendlichen nimmt erfolgreich an der Abnahme der Leistungsspange teil. Der Fanfarenzug gestaltet die Eröffnung des Zeltlagers. „So kling’s im Lautertal“ heißt die Langspielplatte, zu der auch der Fanfarenzug ein Stück beiträgt. Am 14.11.75 wird die Wehr zu nachbarlicher Löschhilfe zu einem Wohnhausbrand zur Kuralpe gerufen.

Neujahr 1976 beginnt mit einem PKW-Brand. In Eigenleistung wird ein Unimog aus Heeresbeständen zu einem TSF umgebaut. Erfreulich ist der Mitgliederzuwachs bei der Jugendfeuerwehr. Im vergangenen Berichtszeitraum wechselten 3 Mitglieder in die Einsatzabteilung. Die Jugendwehr ist so schon seit Jahren wichtigster „Zulieferer“ für die aktive Wehr. Ein großer Waldbrand zwischen Lorsch und Riedrode wird auch für die Reichenbacher Feuerwehr zum Einsatzort. Der Fanfarenzug veranstaltet unter anderem auch ein Platzkonzert in Reichenbach. Am 29.11.76 wird in der Gemeindevertretung der Neubau eines Gerätehauses in Reichenbach beschlossen. Preßluftatmer lösen die alten Sauerstoffschutzatmer ab. Die befreundete Wehr in Reichenbach/Spessart wurde besucht.

Bei der Jahreshauptversammlung am 23.04.77 wird dem Fanfarenzug eine neue Standarte überreicht. Bedauert wird der schlechte Übungsbesuch der Mitspieler. Die Reichenbacher Wehr hat mittlerweile 408 Mitglieder. Über die bisher letzte Beitragserhöhung erhitzen sich die Gemüter der Anwesenden erheblich. Im Mai kann endlich das „neue“ TSF (Unimog) in Betrieb genommen werden. Am Kerwesonntag stellte sich die Feuerwehr erstmals mit einem Tag der offenen Tür der Öffentlichkeit vor. Seitdem wird diese Art der Präsentation alle zwei Jahre wiederholt. Der Fotoamateurclub stellte an diesem Tag eine Fotodokumentation über die Reichenbacher Wehr aus. Eine Fahrzeugschau und eine Vorführung einer Rettungsschere rundeten das Programm ab. Bei der Nachtalarmübung 1977 wird die alte Schule als Brandobjekt angenommen. Die Jugendfeuerwehrmänner übernehmen die Aufgabe der zu rettenden Schüler bzw. Bewohner. Bei der Versammlung der Lautertaler Feuerwehr kann kein Nachfolger für Ortsbrandmeister Roß gefunden werden, der bei seinem Abschlußbericht starke Kritik an der Gemeinde äußerte.

Im Februar 1978 konnte dann jedoch Peter Hechler aus Beedenkirchen zum neuen Ortsbrandmeister für Lautertal gewählt werden. Dieter Horn wurde für weitere 5 Jahre zum Stellvertreter gewählt. Da der Zuschuß für das Gerätehaus durch das Land Hessen noch nicht gezahlt wird, muß die Wehr noch in der „schlechtesten Unterkunft im Kreis“ bleiben. Bei der Jahreshauptversammlung lobt Wehrführer Horn die Aktivitäten der Jugendfeuerwehr und des Fanfarenzuges. Der Ausbildungsstand der Wehr ist erfreulich hoch. Die Bemühungen um ein neues Gerätehaus und ein Tanklöschfahrzeug für Lautertal werden unvermindert fortgesetzt. Bei der anstehenden Wahl wurde der gesamte Vorstand bestätigt. Besucher aus Radlett (England) werden mit Märschen des Fanfarenzuges empfangen. Zweimal wird die Wehr zur Suche nach vermißten Personen eingesetzt. Der Kameradschaftsabend fand auch in diesem Jahr wieder großen Anklang. Zur besseren Kommunikation mit anderen Hilfsverbänden wurden 3 Funkgeräte angeschafft. Am ersten Weihnachtsfeiertag wird es einer Weihnachtsgans etwas zu warm. Die Reichenbacher Feuerwehr kann schlimmeres verhindern. Die Gans und Küche waren aber trotzdem nicht mehr zu verwenden.

Der einheitliche Notruf „110“ wird auch in Lautertal eingeführt. Eine Spendensammlung ermöglicht den Kauf eines gebrauchten Fahrzeugs, das als Ersatz für den alten VW-Bus zum Mannschaftsfahrzeug umgebaut wird. Ein Waldbrand im Rödchen und ein Wohnhausbrand am Langenmarkstein erfordern die ganze Schlagkraft der Wehr, um größeren Schaden abzuwenden. Für 50 Jahre Dienst am Nächsten wurde Philipp Kaffenberger mit Gold ausgezeichnet. Der Gerätehausneubau kann jetzt nach Bewilligung des Landeszuschusses gebaut werden. Durch Verschlampen des Bezuschussungsantrages verzögert sich die Lieferung für das Tanklöschfahrzeug. Die Jugendfeuerwehr gelangt durch Übernahmen in die Einsatzabteilung fast an die Untergrenze einer Jugendwehr. Auch der Fanfarenzug sucht neue Mitspieler. Ferdinand Schreiner beginnt mit dem Aufbau einer Foto- und Textdokumentation, die heute sechs Ordner füllt und einmalig im Kreis sein dürfte. Eine Mitgliederwerbung bringt den gewünschten Zuwachs an Mitgliedern für den Feuerwehrverein. Die Jugendfeuerwehr veranstaltet eine Grillfete im Clubheim des OMC. Im September beginnen die ersten Arbeiten zum Gerätehausneubau. Im Oktober ist der neue Mannschaftstransportwagen fertiggestellt.

Bei eisiger Kälte wurde die Feuerwehr an Neujahr 1980 zu einem Hüttenbrand auf dem Felsberg gerufen. Am 27.03.80 beschließt die Gemeindevertretung den Kauf eines Tanklöschfahrzeuges. Fanfarenzug und Jugendfeuerwehr könnten mehr Mitglieder gebrauchen. Die Jugendfeuerwehr startet einen „Werbefeldzug“ in den Familien der Mitglieder und in der Schule. Bei dem Brand eines Schuppen auf dem Anwesen Röder waren die Feuerwehrmänner bereits vor der Alarmierung im Gerätehaus. Sie warteten nämlich auf die Vorführung eines Tanklöschfahrzeuges. Zusammen mit den Scottish Clan Pipers veranstaltete der Fanfarenzug ein Platzkonzert, bevor zum Festzelt des Lautertalfestes am Felsenmeer marschiert wurde. Ein Hochwasser führt zu Überflutungen bei der Fa. Tempel in Elmshausen. Im August werden im Rahmen einer Mitgliederwerbung speziell Hausbesitzer angesprochen. Bei einem Wettkampf der Lautertaler Feuerwehren belegt die Reichenbacher Wehr nach einigen lustigen Showeinlagen den 3. Platz. Der Fanfarenzug veranstaltete im September ein zweitägiges Musikfest. Ein Meilenstein für den Brandschutz stellt die Übergabe des Tanklöschfahrzeuges im November 1980 dar.

Mit Beginn des Jahres 1981 können auch die Reichenbacher Feuerwehrleute zum Teil über Funkmeldeempfänger alarmiert werden. Am 14. März konnte endlich das schwer erkämpfte Gerätehaus an die Feuerwehr offiziell übergeben werden. Der Wert der Eigenleistungen beim Ausbau des Gerätehaus betrug ca 40.000,– DM ! Die Mitglieder der Wehr dankten dem Wehrführer Horn, ohne dessen Engagement diese Entwicklung in Reichenbach wohl nicht möglich gewesen wäre. Georg Reimund wurde mit dem goldenen Brandschutzehrenzeichen dekoriert. Die Außenanlagen des Gerätehauses werden ebenfalls in Eigenleistung hergerichtet. Dank gebührt Fritz Kindinger, der seitdem diese Anlage bestens pflegt. Die Anzahl der Einsätze der Reichenbacher Feuerwehr steigt seit Jahren konstant (siehe Aufstellung). Den Weg ins gemeinsame Leben erschwerte die Wehr den frischgebackenen Eheleuten Elke und Klaus Krämer mit einigen Aufgaben aus dem Feuerwehrleben. Zu nachbarlicher Löschhilfe wurden die Reichenbacher am 25. August 81 gerufen. In Gadernheim brannte eine Wohnung. Mit dem Landesehrenbrief wurde Walter Mink für 20 Jahre Rechnertätigkeit im Oktober geehrt.

Bei der Jahreshauptversammlung 1982 dankte der Wehrführer und 1. Vorsitzende Dieter Horn der Gemeinde für ihre Anstrengungen in den letzten Jahren. Jetzt bestehe ein gewisser Faktor an Sicherheit für Reichenbach. An der Fahrradrallye der Jugendfeuerwehr Zwingenberg nahm die Reichenbacher Jugendfeuerwehr mit Erfolg teil. Dank des Tanklöschfahrzeuges konnte am 17.04.82 ein Waldbrand im Felsbergwald schnell gelöscht werden, bevor größerer Schaden entstand. Die Gemeindevertretung regelt im April die Gebührensätze für Feuerwehreinsätze neu. Nur in der Presse wurde des 90-jährigen Bestehens der Freiwilligen Feuerwehr Reichenbach gedacht. Am Kerwemontag veranstaltete die Wehr einen Frühschoppen im Gerätehaus, der mittlerweile zu einer festen Einrichtung geworden ist. Beim Kameradschaftsabend konnten 4 Kameraden für 40 Jahre aktiven Dienst mit dem goldenen Brandschutzehrenzeichen ausgezeichnet werden. Ein Kamerad erhielt das silberne Brandschutzehrenzeichen für 25 Jahre aktiven Dienst. Über drei Tage versorgte die Feuerwehr die Bewohner im Bereich der Hohensteiner Straße nach einem Rohrbruch mit Trinkwasser. 1982 wurde ein Einachsanhänger aus Eigenmitteln beschafft, der für Ölschäden und den Rücktransport eingesetzter Schläuche verwendet wird.

Der Mitgliederbestand betrug zur Jahreshauptversammlung 1983 370 Mitglieder. Die Lautertaler Wehren blieben nach den Wahlen am 04.03.83 unter der bewährten Führung von Peter Hechler und Dieter Horn. Infolge starker Regenfälle mußte die Wehr am 08.04.83 zur Beseitigung der Hochwasserschäden im Ortsbereich und in Gadernheim ausrücken. Die Jahreshauptversammlung brachte einen Wechsel des stellvertretenden Wehrführers. Als Nachfolger von Herbert Weyhrauch, der nicht mehr kandidierte, wurde der Jugendwart Philipp Seeger gewählt. Wegen personeller Schwierigkeiten soll der Fanfarenzug Zug um Zug neu aufgebaut werden. Philipp Seeger berichtete über die Aktivitäten der Jugendfeuerwehr, die unter anderem das Kreisjugendfeuerwehrzeltlager in Darsberg besucht hatte. Nicht weit zum Einsatzort hatte es die Feuerwehr, als der Dachstuhl der Kelterei Horn in Flammen stand. Ein Feuerwehrmann mußte mit Rauchvergiftung und Schock ins Krankenhaus gebracht werden. Eine erste gemeinsame Funkübung aller Lautertaler Wehren wurde im Juni 1983 durchgeführt. Zu einem Großbrand wurde die Reichenbacher Wehr nach Winterkasten gerufen. Wegen Düngemittelzersetzung mußten nach dem Einsatz 5 Reichenbacher Wehrmänner wegen Vergiftungserscheinungen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Am 11.08.83 wurde von der Gemeindevertretung eine Ersatzbeschaffung für das Löschgruppenfahrzeug beschlossen. Zu einem schweren Verkehrsunfall kam es am 9. September an der Gemeindewaage. Eine Frau kam dabei ums Leben. Aus Eigenmitteln wurde eine stationäre Funkanlage für das Gerätehaus und ein Einsatzleitwagen beschafft.

Das neue LF 8 erhielt die Wehr am 15.02.84, das aber erst am 24. März offiziell übergeben wurde. Ein Notruffaltblatt wurde von den Lautertaler Wehren an alle Haushalte verteilt. Am Tag der Übergabe des neuen LF 8 mußte die Wehr zu einem Wald- und Wiesenbrand nach Elmshausen ausrücken. Bei der Jahreshauptversammlung übergab der bisherige Jugendwart Seeger sein Amt an Dieter Schmidt. Der Versammlung wurde die Auflösung des Fanfarenzuges mitgeteilt. Die verbliebenen Musiker formierten sich neu in der Hauskapelle. Am 28. April wurde die Wehr zu dem bisher schwersten Verkehrsunfall in Lautertal nach Lautern gerufen. Bei diesem Unfall kamen drei Menschen ums Leben, drei wurden schwer verletzt. Der Kameradschaftsabend wurde wieder einmal durch einen Einsatz unterbrochen. Diesmal lag ein Baum auf der B 47. Eine Fahrzeugschau war wieder der Höhepunkt am Tag der offenen Tür am Kerwesonntag. Zu einem folgenschweren Verkehrsunfall mußte die Feuerwehr am 29.09.84 ausrücken. Ein Kleinbus rammte einen PKW, wobei zwei junge Leute schwer verletzt wurden. Das Jahr 1984 war das Jahr mit den bisher meisten Einsätzen (29).

Bei der Jahreshauptversammlung berichtete Jugendwart Dieter Schmidt, daß in 42 Gruppenabenden theoretisches und praktisches Wissen vermittelt wurde. Sport und Unterhaltung kamen dabei aber nicht zu kurz. Bei den Übungen muß immer wieder festgestellt werden, daß trotz Verbotsschildern die Zufahrt zum Gerätehaus blockiert ist. Im Ernstfall würde das zu großen Verzögerungen führen. Alle Appelle haben bisher leider nichts genutzt. Die Wehr nahm am 75-jährigen Jubiläum des SSV Reichenbach teil. Zu einem Drama kam es am 12.07.85 nach einer Sprengung in einem Steinbruch am Borstein. Wegen Sauerstoffmangel starben am Grund des Steinbruchs der Sprengmeister und der zu Hilfe geeilter Feuerwehrmann Hans Eckel, der sich zum Zeitpunkt des Unglücks in der Nähe aufhielt. Drei weitere Männer mußten unter Aufbietung aller Kräfte aus dem Steinbruch gerettet werden, da sie ebenfalls bewußtlos waren. Für die Reichenbacher Feuerwehr war dies der tragischste und zugleich schwerste Unfall seit Bestehen der Wehr. Der Schock über dieses Geschehen saß den Aktiven noch lange in den Gliedern. Am 30.09.85 beschäftigte sich der Gemeindevorstand mit dem Antrag der Feuerwehr auf Anschaffung einer Drehleiter, da die Anhängerleiter tagsüber nur bedingt eingesetzt werden kann. Am 25.10.85 wurde eine erste Drehleiter vorgeführt. Eine Flugblattaktion der Jugendfeuerwehr in der Schule lockte immerhin 6 Jugendliche zu den Gruppenabenden.

Der Antrag auf eine Drehleiter führt 1986 zu einer kontroversen Diskussion, die zum Teil auch in der Zeitung geführt wird. Anfang Februar muß die Feuerwehr einen Kellerbrand löschen. Dabei wird die überfrierende Nässe zu einer Gefahr für Einsatzkräfte und Autofahrer. Mit einer Spende der Geschäftswelt und Eigenmittel wurde in Folge des Steinbruchunglücks ein Gasspürkoffer angeschafft, um in Zukunft frühzeitig feststellen zu können, mit welcher Art Gas-Luftgemisch man es zu tun hat. Wenig Verständnis zeigte die Jahreshauptversammlung an der Entscheidung der Gemeinde, den Kauf der Drehleiter zurückzustellen. Zum Auftakt der Versammlung spielte die aus dem Fanfarenzug hervorgegangene Hauskapelle. Philipp Seeger hatte wieder das Amt des Jugendwartes übernommen, da Dieter Schmidt den Wohnort gewechselt hat. Er konnte berichten, daß durch die Werbeaktion 7 Neuzugänge bei der Jugendfeuerwehr zu verzeichnen waren. Ausschlaggebend war bestimmt auch, daß die Jugendfeuerwehr eine attraktive Freizeitgestaltung bieten kann. 1986 mußte insgesamt dreimal eine Person aus dem Felsenmeer gerettet werden. Zur Bannerweihe reisten die Reichenbacher nach Reichenbach im Spessart, wo sie die Patenschaft für das neue Banner übernommen hatten. Am neu aufgelebten Kerweumzug und anschließender „Kerweredd“ nahm die Hauskapelle teil. Der Tag der offenen Tür mit Fahrzeugschau am Kerwesonntag erwies sich wieder als Zuschauermagnet.

Die Diskussion um eine Drehleiter für Lautertal wurde auch 1987 weitergeführt. Die politischen Gremien unterstützen mittlerweile das Anliegen. Im Rahmen der Jahreshauptversammlung berichtete der Jugendwart Seeger, daß jetzt sogar 2 Mädchen Mitglied in der Jugendfeuerwehr sind. Auf dem OMC-Gelände fand in der Zeit vom 17. bis 19. Juli ein Jugendfeuerwehrzeltlager des Löschbezirks 1 statt. Am 20.07. wurde die Wehr zu einem Großbrand nach Breitenwiesen gerufen. Das Hauptproblem ergab sich aus dem auftretenden Wassermangel. Dieser Zustand ist bis heute noch nicht zur Zufriedenheit der Lautertaler Brandschützer behoben. Eine Explosion und Brand durch Blitzschlag beschäftige die Feuerwehr am Naturfreundehaus im August. Glücklicherweise befanden sich keine Gäste zum Zeitpunkt der Explosion im Gästehaus. Die Fahrzeugschau war der Höhepunkt des Tages der offenen Tür 1987. Zu einem Scheunenbrand in Staffel wurde die Reichenbacher Feuerwehr am 7. September hinzugezogen. Im Rahmen des Kameradschaftsabends wurde Peter Kaffenberger das silberne Brandschutzehrenzeichen verliehen. Als besonderen Gag, überreichten ihm seine Kameraden das Ferkel „Florentine“ als Geschenk. Am 24.09.87 beschloß die Gemeindevertretung den Kauf einer Drehleiter. Die Nachtalarmübung wurde am Kindergarten durchgeführt. An einer Wanderung der Jugendfeuerwehren des Löschbezirks 1 nahmen über 200 Jugendliche teil.

Gleich zu Anfang des Jahres 1988 ereignete sich ein schwerer Verkehrsunfall auf der Landesstraße nach Beedenkirchen. Im gleichen Monat kam aus Wiesbaden der Bescheid aus Wiesbaden, daß die Beschaffung einer Drehleiter für Lautertal nicht bezuschußt wird. Das war das Aus für die Drehleiter im Lautertal. Bei der Jahreshauptversammlung wurde die Wehrführung im Amt bestätigt. Der Mitgliederbestand ist auf über 500 Mitglieder gestiegen. Philipp Seeger übergab das Amt des Jugendwartes an Robert Degenhardt, der seither engagiert die Jugendlichen zusammen mit seinen Helfern ausbildet und betreut. In der Versammlung der Lautertaler Wehren wird Gerhard Meyer zum Nachfolger von Peter Hechler als Ortsbrandmeister gewählt. Peter Hechler hat nicht wieder kandidiert. Im März wurde die Anhängerleiter ausgesondert. Zu einem Großbrand in einer Autowerkstatt wurde die Feuerwehr am 29.04.88 gerufen, wobei es leicht zu einer Gasflaschenexplosion hätte kommen können. Im September wurde das TSF Unimog ausgemustert. Aus Eigenmitteln wurde ein Mannschaftstransportfahrzeug beschafft. Nach 46 Jahren aktiver Mitgliedschaft wurde der Rechner Walter Mink am 01.10.88 in den feuerwehrtechnischen Ruhestand entlassen. Als Rechner blieb er weiterhin der Wehr eng verbunden.

Mit nachbarlicher Löschhilfe in Beedenkirchen bei einem Küchenbrand begann das Berichtsjahr am 10.01.89. Als Ersatz für das ausgemusterte TSF (Unimog) wurde aus Eigenmitteln ein TSA-ähnlicher Anhänger gekauft und entsprechend ausgerüstet. Zu Beginn des Jahres hatte die Wehr einen Mitgliederbestand von 546 Mitgliedern. Besonders der gute Ausbildungsstand der Wehr wurde vom Ortsbrandmeister Meyer und Bürgermeister Beyß im Rahmen der Jahreshauptversammlung gelobt. Mit Bedauern wurde die Nachricht vernommen, daß die Feuerwehr-Hauskapelle nicht mehr spielfähig sei. Über die Entwicklung in der Jugendfeuerwehr konnte der Jugendwart Robert Degenhardt nur Gutes berichten. Zweimal mußte die Wehr zu einem Einsatz am Ostersonntag zum Felsenmeer. Einmal zur Rettung einer verunglückten Wanderin und zur Suche nach einem vermißten Mädchen. Schwer verletzt wurde eine Frau, als sie sich am 2. April auf der Landesstraße nach Beedenkirchen mit ihrem Auto überschlug. Ein PKW brannte am Borstein am 2. Mai trotz Einsatz der Reichenbacher Wehr vollkommen aus. Im Mai wurde für die Feuerwehren im Lautertal eine Angleichung der Gebührenordnung beschlossen. Zu zwei Verkehrsunfällen wurde die Wehr im Juni gerufen. Es mußte jeweils die Rettungsschere- bzw. spreizer eingesetzt werden. Am 22.06.89 wurde durch die Gemeindevertretung eine Ersatzbeschaffung für die 26 Jahre alte Tragkraftspritze beschlossen. Im Juli bekam die Feuerwehr von der Fa. DESTAG ein Be- und Entlüftungsgerät mit Leichtschaumgenerator geschenkt. Am 06.08.89 wurde die Wehr zweimal zu dem selben Einsatz gerufen. In Staffel brannte ein Silo auf dem Anwesen Köttig. Beim traditionellen Kerwefrühschoppen der Feuerwehr spielte sie doch wieder -die Feuerwehr-Hauskapelle-. Im Rahmen des Kameradschaftsabends bekam Hans Röhm für 40 Jahre aktiven Dienst das goldene Brandschutzehrenzeichen verliehen. Im Oktober beteiligte sich die Wehr an der Aktion „Sauberes Felsenmeer“. Ein Einsatz besonderer Art hatten einige Feuerwehrmänner mit dem TLF. Sie waren bei Drehaufnahmen für eine Folge der Krimi-Serie „Tatort“ im Oktober dabei. Lob wurde auch dieses Jahr der Wehr für die gezeigte Leistung bei der Inspektionsübung durch Kreisbrandmeister Hechler ausgesprochen. Der Vereinsausflug hatte die Schwarzenbachtalsperre und den Mummelsee als Ziel. Ein Unfall mit Todesfolge beschäftige die Wehr auf dem Gelände der Fa. DESTAG.

1990 bekam die Jugendfeuerwehr einen Zuschuß von 10% für die Beschaffung eines Zeltes. Ende Januar ereignete sich ein schwerer Verkehrsunfall am oberen Ortsausgang von Reichenbach auf der B 47. Dabei wurden zwei Personen schwer verletzt. Im Februar wurde ein neuer Katastrophenschutzzug aufgebaut, dem die freigestellten Mitglieder der Feuerwehren des Einzugsgebietes angehören. Der Februar brachte den Brandschützer viel Arbeit mit der Beseitigung von Sturmschäden. Besonders der Wirbelsturm „Wiebke“ hinterließ ein Spur der Verwüstung im gesamten Odenwald. Das GGEW in Bensheim schenkte den Wehren im Einzugsgebiet Erdgasspürgeräte. Großes Lob bekam die Wehr für ihren Ausbildungsstand und die geleistete Arbeit im vergangen Jahr im Rahmen ihrer Jahreshauptversammlung. Robert Degenhardt berichtet über die Wettkämpfe, Zeltlager und Übungsstunden der Jugendfeuerwehr. Ein Großbrand eines Bauernhofes in Breitenwiesen beschäftigte die Reichenbacher Feuerwehr nahezu 24 Stunden am 14. Mai. Im Juli hatte die Reichenbacher Jugendwehr Besuch aus Reichenbach im Spessart. Gemeinsam wurde im Hahnenbusch drei Tage lang gezeltet. Am Kerwesonntag wurde wie alle zwei Jahre ein Tag der offenen Tür veranstaltet. Natürlich folgte montags der traditionelle Kerwefrühschoppen bei der Feuerwehr mit der Hauskapelle. Im August kam es bei Brückenbauarbeiten zu einem Fischsterben in der Lauter. Dabei wurden mehr als drei Zentner tote Fische geborgen und entsorgt. Für 50 Jahre aktiven Dienst in der Feuerwehr wurde Georg Reimund das goldene Brandschutzehrenzeichen des Bezirksfeuerwehrverbandes überreicht. Sechs weitere Kameraden wurden für 25 bzw. 40 Jahre aktiven Dienst im Rahmen des alljährlichen Kameradschaftsabends ausgezeichnet. Sogar der Wehrführer war mit dem Verlauf der Nachtalarmübung in diesem Jahr am Zimmermannsgeschäft Müller zufrieden. Ein paar Tage zuvor war die Feuerwehr zum Ablöschen von Strohballen in Beedenkirchen gerufen worden. Schwer verletzt wurde am 13. November ein Autofahrer bei einem schweren Verkehrsunfall auf der nassen Beedenkirchener Straße in Höhe des Wasserreservoirs.

Richtig abgehoben hatte eine Frau mit ihrem Auto am 07.02.91 nach einer Kollision mit einem zweiten PKW. Anschließend landete sie unsanft zwischen Grabsteinen. Die Reichenbacher Wehr mußte die gehbehinderte Frau aus ihrem Auto befreien. Bei der Jahreshauptversammlung betonte Ortsbrandmeister Meyer die Mittelpunktfunktion der Reichenbacher Feuerwehr, was unschwer an der Anzahl und Art der Einsätze nachzuweisen sei. Zufrieden zeigte man sich auch mit der Entwicklung in der Jugendwehr. Am 1. Mai veranstaltete die Hauskapelle einen Frühschoppen. Mit dem Erlös wurden neue Instrumente gekauft. Wieder einmal weist die Wehr auf die Engstellen im Brandauer Klinger, der Zufahrt zum Gerätehaus, hin. Es kommt immer wieder vor, daß Autos so geparkt werden, daß die Feuerwehr im Ernstfall nicht ausrücken könnte. Der Vereinsausflug im Juni führte die Kameraden ins Feuerwehrmuseum nach Fulda und auf die Wasserkuppe in der Rhön. Anfang Juli fand in Schönberg das Kreisjugendfeuerwehrzeltlager in Schönberg statt. Zu einem Großbrand rückte die Wehr in den Abendstunden des 20. Juli aus. Es brannte das Dachgeschoß des Wohnhauses im Hofgut Hohenstein. Fahrlässige Brandstiftung wurde als Ursache ermittelt. Am Kameradschaftsabend 1991 wurde Heinrich Rössler mit dem goldenen Brandschutzehrenzeichen geehrt. Beliebt ist diese Veranstaltung schon allein wegen des guten Räuberbratens. Im Rahmen der Inspektionsübung am Anwesen Delp wurde Philipp Seeger zum Oberbrandmeister befördert. Die Nachtalarmübung fand am Anwesen des Rechners Walter Mink statt. Bekanntlich werfen große Ereignisse ihre Schatten voraus. Bereits seit dem Frühjahr 1990 laufen die Vorbereitungen für das 100-jährige Jubiläum der Feuerwehr und das 25-jährige Jubiläum der Jugendfeuerwehr, die jetzt konkrete Formen annehmen. So wurde aus diesem Grund auch eine außerordentliche Mitgliederversammlung am 13.11.91 durchgeführt. Im Dezember wurde erstmals eine gemeinsame vorweihnachtliche Feier veranstaltet, die bei allen Beteiligten gut ankam. Die Reichenbacher Jugendfeuerwehr wurde Sieger beim Wettbewerb anläßlich des Bezirkswandertages der Jugendfeuerwehren in Lautern.

Noch während der Feier anläßlich seines 50. Geburtstages mußte Wehrführer Dieter Horn am 17.01.92 zu einem Einsatz nach Lautern. Die übrigen Feuerwehrleute aus Reichenbach brauchten jedoch nicht eingesetzt zu werden, da der Ölofenbrand bereits durch die Feuerwehr Lautern gelöscht war. Zu einem Gespräch zwischen den Feuerwehren und dem Bürgermeister kam es im Februar, als es zu klären galt, wer für welche Kosten der Feuerwehren zahlen muß. Bei der Jahreshauptversammlung stand die Vorbereitung des Jubiläums im Mittelpunkt. Wehrführer Horn dankte den Kameraden für den guten Übungsbesuch im vergangenen Jahr. Besonders lobenswert fand der Ortsbrandmeister Meyer die Aktivitäten der 18-köpfigen Jugendfeuerwehr. Nicht erwähnt wurde, daß nach internen Auseinandersetzungen die Hauskapelle auseinandergefallen ist, und somit die Feuerwehrmusik in Reichenbach nicht mehr geboten werden kann. Die Vorstandssitzungen der letzten Monate kannten nur noch ein Thema: 100 bzw. 25-Jahr-Feier. Nur noch tot konnte ein Mann am 1. Mai aus einem Steinbruch am Borstein geborgen werden, nachdem er angeblich versucht hatte eine Felsen hineinzurollen. Er war dabei mit abgestürzt. Wegen starken Regens wurde der Einsatz für die Feuerwehrmänner zu einer Schlammschlacht. Dementsprechend sahen Geräte und Einsatzkräfte anschließend aus. Erschwerend kam der steile Zugang zu dem Wasserloch hinzu. Die Verantwortlichen in der Feuerwehr haben sich bei ihren Vorbereitungen so viel Mühe gegeben, so daß das Fest auf jeden Fall für die Besucher interessant sein wird. Auch wurde aus diesem Grund in Eigenleistung das Gerätehaus renoviert.

Es bleibt zu wünschen, daß die Bemühungen von Erfolg gekrönt werden und daß es in Zukunft weiterhin engagierte Bürger in Reichenbach geben wird, die die Ideale einer Freiwilligen Feuerwehr hochhalten. Die Feuerwehr hätte keine 100 Jahre bestanden, wenn die Kameraden nicht nach ihrem Wahlspruch „Einer für Alle, Alle für Einen“ gehandelt hätten.

Ferdinand Schreiner

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Ergänzung der Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Reichenbach zum 125jährigen Bestehen 2017

Aus der Geschichte der >>Freiwilligen Feuerwehr Reichenbach<< 1992 bis 2017

125 Jahre FFW Reichenbach – die letzten 25 Jahre

Das 100-jährige Bestehen feierte die Freiwillige Feuerwehr mit einem großen Fest vom 31. Juli bis zum 2. August 1992  in und um das Gerätehaus, das durch einen Zeltanbau erweitert worden war. Ein traditioneller Festkommers bildete den Auftakt zum dem dreitägigen Jubiläum. Viel politische Prominenz mit Landrat Dr. Dietrich Kaßmann an der Spitze gab sich ein Stelldichein, während die Reichenbacher Bevölkerung zur Enttäuschung der „Blauröcke“ etwas zurückhaltend war, was, so Wehrführer Dieter Horn, nicht nur durch die enormem Hitze erklärt werden könne. Der BA titelte diese Veranstaltung mit „Festkommers in der größten deutschen Sauna“ (BA 3.8.1992). Auch beim Bunten Abend blieben einige Plätze frei, obwohl das Programm mit Starparodist Günter Schulzke und den „Besenbachtaler“ die Gäste begeisterten. Der dritte Festtag begann mit einem Frühschoppen zu den Klängen der Kapelle „Edelweiß“. Nachmittags marschierte ein bunter Festzug unter dem Motto „Feuerwehr – einst und jetzt“ durch Reichenbach. Kaffee und Kuchen im Festzelt markierten den Schlusspunkt zum 100-jährigen Jubiläum.

Im Jubiläumsjahr musste die Wehr zu 14 Einsätzen ausrücken. Genauso viele Alarmierungen gab es in den beiden folgenden Jahren. 1995 verzeichnet die Wehr 22 Einsätze, davon sechs Brände aber 16 Technische Hilfeleistungen. Ein Einsatz galt einem Großbrand zwischen Lautern und Beedenkirchen.

Einen neuen Einsatzleitwagen (ELW) schaffte die Wehr 1996 an. Mit dem Jahr 1998 endet die 1973 begonnene Ära von Wehrführer Dieter Horn. Bei der Jahreshauptversammlung wird Horn zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Markus Moritz wird sein Nachfolger, dem Philipp Seeger als Stellvertreter zu Seite steht. Zu 23 Einsätzen wird die Reichenbacher Wehr in diesem Jahr gerufen. Zur Pflege der Geselligkeit und als ein Teil der Öffentlichkeitsarbeit wird das beliebte Gaggel-Turnier eingeführt. Zum wiederholten Male baut sich die Wehr ein Fahrzeug zu einem Einsatzfahrzeug um. Diesmal entsteht ein neuer Schlauchwagen (SW 1000) in 600 Arbeitsstunden. Bei einer groß angelegten Sammelaktion kamen zur Finanzierung dieses Projekts 11 000 Mark zusammen. Um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein, richtet die Reichenbacher Wehr eine Einsatzbereitschaft zur Jahrtausendwende am 31.12.1999 ein.

Das Jahr 2000 brachte mehrere Brand-Einsätze in Elmshausen und Hochwasserbekämpfung am SSV-Sportplatz. Ein Wohnhausbrand mit einer Toten in Elmshausen ist für das Jahr 2001 verzeichnet sowie eine Großalarmübung des Kreises Bergstraße zu einem „Waldbrand am Felsenmeer“. Ein weiterer Großbrand im Jahr 2002 betraf ein Wohnhaus in Gadernheim. Dieter Horn, der 1960 in die Reichenbacher Wehr eingetreten war, wird aus der Einsatzabteilung verabschiedet. Nachdem Markus Moritz nicht mehr als Wehrführer kandidierte, wurde Peter Karn zu seinem Nachfolger gewählt. Ferner gehören der Wehrführung Philipp Seeger (2. Vorsitzender), Klaus Krämer (Schriftführer), Ferdinand Schreiner (Rechner) und Herbert Weyhrauch (Beisitzer) an.

Für die immer häufiger werdenden Einsätze im Felsenmeer werden entsprechende Rettungspläne erstellt und ein Jahr später die sehr effektiven Rettungspunkte in diesem Gebiet eingerichtet. Die bis dahin höchste Zahl an Einsätzen (41) wurde im Jahr 2004 erreicht. Dabei musste 34-mal technische Hilfe geleistet werden. So waren bei einem Verkehrsunfall oberhalb von Reichenbach zwei PKW frontal zusammengestoßen und zwei eingeklemmte Personen mussten befreit werden. Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit wird eine Jugendgruppe der Reichenbacher Vogelschützer von Reichenbacher Wehr über „Gefahren im Umgang mit Feuer“ informiert. Der Technische Prüfdienst bemängelt den Zustand des 1980 angeschafften Tanklöschfahrzeuges und empfiehlt eine Neuanschaffung. Aus Eigenmitteln wird ein neuer Mannschaftstransportwagen (MTW) gekauft. Der „singende Landwirt“, Gerhard Pfeifer unterhält zum ersten Mal die Gäste beim Kerwe-Frühschoppen der Wehr.

Bei den 32 Einsätzen im Jahr 2005 werden die Einsatzkräfte allein 13-mal ins Felsenmeer gerufen. Ein größerer Wohnhausbrand im Eck forderte die Wehr gleich zweimal. Eine Abordnung der Feuerwehr aus Lautertals französischer Partnerstadt Jarnac wird im Gerätehaus in Reichenbach empfangen, dessen Hallentore neu gestrichen worden waren. Ein Jahr später beschließt die Lautertaler Gemeindevertretung die Anschaffung eines TLF 20/25. Dieses Jahr brachte eine weitere Steigerung an Einsätzen. 49-mal musste die Wehr ausrücken. Dabei handelte es sich um 41 technische Hilfeleistungen, davon acht im Felsenmeer. Ein Einsatz der besonderen Art war die Bergung verendeter Vögel mit Verdacht auf Vogelgrippe. Beim Kameradschaftsabend gab es zum ersten Mal Sekt zur Begrüßung, ein Unterhaltungsprogramm und eine Zelt-Bar im Gerätehaus. Am 23. Juni 2007 hielten starke Regenfälle mit Überschwemmungen im Bereich der Lauter im gesamten Lautertal die Einsatzkräfte auf Trab. Unterstützt wurden sie durch Feuerwehren des Kreises, THW und DRK, denen eine „reibungslose Zusammenarbeit“ bescheinigt wurde. Zum ersten Mal werden Tagesübungen abgehalten.

Allein 530 Arbeitsstunden leisteten die Feuerwehrleute bei den 34 Einsätzen des Jahres 2008, in dem das TLF  20/25 offiziell in Dienst gestellt wurde. Die Jahreshauptversammlung wählte einen neuen Vorstand. Wehrführer und 1.Vorsitzender blieb Peter Karn, während Jens Walter neuer stellv. Wehrführer und 2. Vorsitzender wurde, der Philipp Seeger ablöste. Die Schriftführung übernahm Erich Sauer, Rechner und Beisitzer blieben Ferdinand Schreiner und Herbert Weyhrauch. Für ihre Verdienste um die Reichenbacher Feuerwehr wurden Philipp Seeger und Klaus Krämer mit dem Landesehrenbrief ausgezeichnet. Die Wehr beteiligt sich mit einem Programm für die Ferienspiele-Kinder. 2009 hat der Technische Prüfdienst Hessen bei seiner Inspektion des Gerätehauses und der Gerätschaften nichts zu beanstanden. Zusammen mit der Beedenkirchener Wehr wird eine Übung auf dem Felsberggipfel durchgeführt. Die Martinsumzüge in Reichenbach werden von Feuerwehrleuten abgesichert.

Ein neues Löschfahrzeug (LF 10/6) beschert das Jahr 2010 der Reichenbacher Wehr. Für sein 50-jährige Mitgliedschaft und Tätigkeit in der Feuerwehr wird Dieter Horn vom Feuerwehrverband ausgezeichnet. Dieter Horn hat ein Stück Feuerwehrgeschichte in Lautertal und besonders in Reichenbach geschrieben. Er hat dazu beitragen, dass die Feuerwehr heute modern, gut ausgestattet und schlagkräftig ist.

War man 2010 rund 620 Stunden im Einsatz so kam 2011 auf 700 Stunden. Die Wehr beteiligt sich an der Vorbereitung zur 1000-Jahr-Feier von Reichenbach im Jahr 2012. Zu Informationsveranstaltungen werden zwei Klassen der Felsenmeere-Schule in der Feuerwehrunterkunft begrüßt. Um den feiernden Ortsteil zu entlasten, sichern ab diesem Jahr die Wehren aus Elmshausen und Reichenbach jeweils den anderen Kerwe-Zug verkehrstechnisch ab. Ebenfalls zur Sicherung ist die Reichenbacher Wehr bei der Nibelungen Rallye im Einsatz. Ein Scheunenbrand in Wurzelbach gehört zu den 41 Einsätzen im Jahr 2012. Die zentrale Veranstaltung der 1000-Jahr-Feier Reichenbachs findet im an das Gerätehaus angebauten Festzelt statt. Dort treten als Höhepunkt die „Rodgau Monotones“ auf. Der digitale Sprechfunk und das Verwaltungsprogramm “Florix“ halten in Reichenbach mit mäßigem Erfolg Einzug. Da die digitalen Sprechfunkverbindungen nicht befriedigend sind, arbeitet man in Reichenbach mit dem analogen Funk weiter. Die Idee, Wehrführung und Vereinsführung zu trennen, tauchte in Gesprächen auf.

Mit 1400 Einsatzstunden wird die Wehr 2015 bei 62 Einsätzen gut gefordert. Neben neun Bränden waren 53 Technische Hilfeleistungen davon 24 Einsätze im Felsenmeer zu verzeichnen. Der Technische Prüfdienst stellt nicht ausreichende Platzverhältnisse im Gerätehaus fest, zumal durch den Abriss des Bauhofs weitere Platzprobleme auftauchen werden.

Im vergangen Jahr mussten die Reichenbacher Einsatzkräfte bei 34 Einsätzen rund 1000 Arbeitsstunden leisten. Vier Brände waren zu löschen gegenüber 34 Technischen Hilfeleistungen, die überwiegend im Felsenmeer zu erbringen waren. Bis heute wurde die Wehr rund 300 Mal ins Felsenmeer beordert. Angeschafft werden musste ein neues Einsatzleitfahrzeug sowie ein Container zum Lagern der bisher im Bauhof untergebrachten Gerätschaften.

Walter Koepff